Gesund und erfolgreich in Karriere und Privatleben

Die Corona-Krise treibt den Wandel in der Arbeitswelt voran. Die Pandemie beschleunigt und verstärkt Veränderungsprozesse, die sich teilweise seit Jahren abzeichnen. Nicht nur offensichtliche Aspekte wie die Zunahme des Homeoffice oder die Anforderungen an Führungskräfte ändern sich. Zunehmend wird auch der ganzheitliche Blick auf Karriere und Privatleben wichtig. Denn wo die räumlichen (und zeitlichen Grenzen) zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen, kommt es umso mehr auf den achtsamen Umgang mit den eigenen Ressourcen an.

Hinzu kommt eine andere Einstellung zur Karriere: Viele junge Talente wollen sich nicht mehr kurzfristig im Job aufreiben lassen, sondern streben nach nachhaltigem beruflichem Erfolg. Zugleich wächst das Verständnis dafür, dass dieser Erfolg heutzutage aus einer Kombination von hervorragender akademischer und praxisrelevanter Ausbildung sowie persönlichen Skills bestehen muss. Die Bereitschaft, in Studium und Ausbildung zu investieren, steigt entsprechend spürbar. Dabei sollte Persönlichkeitsentwicklung keines Falls außer Acht gelassen werden.

Überforderung nimmt zu

Allerdings fühlen sich immer mehr Arbeitnehmer überfordert: Eine Umfrage der pronova BKK Krankenkasse aus dem Jahr 2018 zeigt, dass sich jeder zweite von Burnout bedroht fühlt und neun von zehn von ihrer Arbeit gestresst sind.

Vielfach sind Stress und Überarbeitung zum Normalzustand geworden. Das resultiert in Symptomen wie anhaltender Erschöpfung, Anspannung, Kopf- oder Rückenschmerzen sowie Konzentrationsschwierigkeiten. Das Fatale: Viele Arbeitnehmer haben grundsätzlich Freude an ihrem Beruf und wollen sich einbringen. In meiner Nebentätigkeit als ganzheitliche Ernährungs- und Gesundheitsberaterin und systemischer Coach erlebe ich allerdings immer wieder, dass es an Strategien für den Umgang mit der wachsenden Belastung eines sich immer stärker verdichtenden Alltags fehlt. Hinzu kommt, dass auch oftmals die Energie ausbleibt, um eine gute Leistung zu erbringen.

Insbesondere viele Young Professionals haben ihren idealen gesunden Arbeits- und Lebensstil noch nicht gefunden. Sei es beispielsweise durch verlockende Fast Food Angebote auf Reisen oder dem Wunsch nach einer schnellen und steilen Karriere mit langen Arbeitszeiten. Beides wird dem Körper und dem Geist auf Dauer nicht zuträglich sein.

Nachhaltiger Erfolg kann meines Erachtens nach nur erreicht werden, indem Arbeits- und Lebensstil als Ganzes gedacht und gestaltet wird. Dazu gehört es, sinnvolle Prioritäten zu setzen, Grenzen zu ziehen und gesundheitliche Faktoren nicht außer Acht zu lassen. Das Erlernen eines guten Körpergefühls ist dabei ebenso wichtig, wie das Etablieren von Strategien im Umgang mit den eigenen Ressourcen.

Wie vermeide ich, dass der Job zum Stressfaktor wird?

Der Grundstein wird bereits bei der Berufswahl gelegt: Welche Karrierewege verfolge ich aus Prestigegründen? Wieviel Kraftaufwand muss ich betreiben, um in genau diesem Job, den ich auf Druck von außen gewählt habe, wirklich gut zu sein? Welcher Beruf erfüllt mich tatsächlich? Wo liegen meine Stärken und Fähigkeiten? Am Karriereanfang gilt es viele Fragen zu klären. Ich rate in meiner Mentorentätigkeit immer dazu, sich nicht mit vorschnellen Antworten zufriedenzugeben. Viel zu häufig werden Berufe nach vordergründigen Interessen oder aus nachrangingen Gründen anstatt nach den eigenen Fähigkeiten und Wünschen ausgewählt.

Fight, Flight, Freeze

Wenn meine täglichen Aufgaben nicht mit meinen eigentlichen Fähigkeiten und Interessen harmonieren, kann auf Dauer jeder Arbeitstag zur Stresssituation werden.

Während kurzfristiger Stress per se erst einmal nichts Schlechtes ist, kann dauerhafter Stress und vor allem Unzufriedenheit am Arbeitsplatz zu einer großen und gefährdenden Belastung werden. Er ist eine der häufigsten Ursachen für Krankheiten und krankheitsbedingte Fehlzeiten in Unternehmen in der westlichen Welt.

In ihrem Beruf glückliche Menschen sind tendenziell gesünder und können bessere Leistungen erbringen. Um die Abkürzung der bekannten Sportmarke ASICS, die sich der alten Lateiner bediente, zu zitieren: Anima Sana In Corpore Sano! Ein gesunder Geist wohnt nur in einem gesunden Körper und beides bedingt sich gegenseitig.

Ein gesunder Lebensstil ist wichtig

Die Empfehlung, sich nicht mit vorschnellen Antworten zufriedenzugeben, gilt auch im Privatleben. Ich empfehle regelmäßig in die stille Selbstreflexion zu gehen: Sich Zeit zu nehmen und sich selbst zu fragen, was ist mir jenseits meiner Arbeit wirklich wichtig, was erfüllt mich und tut mir gut, das kann für viele Situationen spannende Antworten liefern. Viel zu oft erlebe ich, dass Menschen einen Lebensstil pflegen, der nicht dabei hilft, die eigenen Energiereserven aufzufüllen. Im Gegenteil: Smartphone-Abhängigkeit, gepaart mit ungesunder Ernährung und Freizeitstress leeren die Akkus immer weiter.

Ich kenne das aus eigener Erfahrung: Zu Beginn meiner Karriere wurde mir eine reflektierte Innenschau, abgelenkt durch die äußeren Umstände, einen tollen Karrierestart und einem Fernstudium der Volkswirtschaftslehre, mal eben – neben einem Fulltime-Job – nicht in die Wiege gelegt. Ich habe schlichtweg nicht genug Rücksicht auf meinen Körper genommen. Die Quittung bekam ich mit Ende 20 als ich nach zehn Jahren des andauernden Sprintens im Job erhebliche gesundheitliche Probleme bekam. Heute weiß ich, dass die Karriere kein Sprint ist, sondern eher einem Marathon gleicht. Und auf einen Marathon sollte man sich bekanntlich mit Intervalltrainings vorbereiten, anstatt einfach loszurennen.

Eine gesunde Ernährung beispielsweise hat einen starken positiven Einfluss auf unsere Psyche und auf unseren Körper und kann dabei helfen, Stress zu bewältigen und fit zu bleiben. Auch ausreichend Bewegung und Sport sind eminent wichtig, insbesondere für Menschen, die viel Zeit im Büro verbringen und leistungsfähig bleiben wollen. Zudem sollten wir auch das Schlafbedürfnis unseres Körpers nicht so einfach übergehen.

Wie können Unternehmen helfen?

Moderne Arbeitgeber wissen um die Vorteile eines achtsamen und gesunden Arbeits- und Lebensstils und unterstützen ihre Arbeitnehmer dabei so gut wie möglich. Bei der ING verfolgen wir diesen ganzheitlichen Ansatz konsequent. Dafür haben wir beispielsweise zusätzlich zu einer Kantine, die gesundes Essen bietet ein betriebliches Gesundheitsmanagement ins Leben gerufen und 2017 ein Gesundheitsbudget für Mitarbeiter aufgelegt. Dieses können sie im Rahmen von Förderkriterien beispielsweise für eine Mitgliedschaft im Fitnessstudio, für eine Dauerkarte im Schwimmbad, Anti-Stressseminare oder externe Bewegungskurse individuell einsetzen. Mitarbeiter haben also die Möglichkeit, das Budget angepasst an die eigenen Wünsche und Bedürfnisse einzusetzen und so besser in ihr Leben zu integrieren.

Fazit: Beruflicher Erfolg ist wichtig, doch nicht um jeden Preis. Um Karriere machen zu können, ohne sich dabei zu verbrennen, müssen Arbeitnehmer achtsam mit sich und ihrem Körper umgehen und sollten einen ganzheitlichen Blick auf Beruf und Privatleben entwickeln. Dabei sollten moderne, verantwortungsvolle Arbeitgeber ihre Mitarbeiter so gut wie möglich unterstützen.

Über die Autorin:

Sabrina Priester arbeitet seit über zwanzig Jahren in der Finanzbranche. Dabei hat sie Abteilungen aufgebaut, Länderstrategien entwickelt und Teams geleitet. Heute verantwortet sie das Working Capital Geschäft für Deutschland und Österreich bei der ING Deutschland. Neben Ihrer Tätigkeit in der Bankenwelt ist sie Life- & Business Coach und begeisterte Sportlerin. Sie lebt mit ihrer Familie nahe Frankfurt.

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